Wednesday, May 09, 2012

Unregierbares Griechenland: Willkommen in Weimar

SPIEGEL ONLINE: Das Chaos bei der Regierungssuche in Athen zeigt: Griechenland steht heute dort, wo sich die Weimarer Republik 1930 befand. Die Sparpolitik und die Bindung an den Euro verhindern eine wirtschaftliche Erholung. Auf Dauer gefährden sie die Demokratie.

Die Deutschen haben aus dem Zusammenbruch ihrer Demokratie im Jahre 1933 alle nur denkbaren Konsequenzen gezogen - nur die eine nicht: Die am meisten unterschlagene Ursache der deutschen Katastrophe war das fatale Festhalten am Goldstandard. Die feste Bindung der Reichsmark und anderer Währungen an den Wert des Goldes verhinderte, dass die Notenbanken mit einer flexiblen Geldpolitik auf den Börsencrash von 1929 reagieren konnten. Was in den USA begann, wuchs sich zu einer Weltrezession aus.

Griechenland steckt heute in einer ähnlichen Klemme. Der Euro wirkt sich auf das Land ähnlich aus wie der Goldstandard auf Deutschland in den dreißiger Jahren. Der Euro verhindert, dass Griechenland durch eine Abwertung seiner Währung wieder wettbewerbsfähig werden kann. Die Sparpolitik führte damals wie heute zu einer wirtschaftlichen Depression. Vor allem sind die politischen Parallelen frappierend. Die demokratischen Volksparteien in Griechenland haben bei der Wahl am Wochenende keine Parlamentsmehrheit mehr bekommen - trotz der Tatsache, dass die größte Partei noch mal quasi als Geschenk ein Sechstel aller Sitze dazu erhält. Dafür sitzen jetzt Neonazis im Parlament. » | Eine Kolumne von Wolfgang Münchau | Mittwoch, 09. Mai 2012

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